Wissen
ist mehr als das bloße Sammeln von Fakten. Es umfasst Erfahrung, Verstehen und das „Gewusst-wie“ – die Fähigkeit, Wissen in der Praxis anzuwenden. In diesem Zusammenspiel offenbart Wissen seine Kraft, unser Bewusstsein zu erwecken und zu erweitern. Doch wie geschieht das, und warum ist Wissen für unser Bewusstsein so entscheidend?
Stellen wir uns vor, jemand lebt ein Leben, das von alltäglichen Problemen geprägt ist – Herausforderungen, die leicht zu meistern sind, weil die Lösungen auf der Hand liegen und die Routine kaum infrage gestellt wird. Doch eines Tages taucht ein Problem auf, das völlig neu und unvorhergesehen ist. Die üblichen Lösungswege greifen nicht, und plötzlich scheint die vertraute Welt zu klein, um Antworten zu bieten. In diesem Moment begegnet die Person einer neuen Perspektive: durch ein Buch, eine Unterhaltung mit Freunden oder eine zufällige Begegnung erfährt sie von Möglichkeiten, die ihr bisher unbekannt waren. Plötzlich erweitert sich der Horizont der Gedanken. Dieses neue Wissen weckt nicht nur Neugier, sondern auch ein Bewusstsein für die Tiefe und Vielfalt der Welt, die über das Bekannte hinausgeht.
Dieses Beispiel zeigt, dass Wissen nicht nur in der Theorie existiert, sondern untrennbar mit Erfahrung und der Fähigkeit verbunden ist, Neues in Bezug auf Bekanntes zu setzen. Wissen wird lebendig, wenn wir es erleben und anwenden. Der Mechaniker, der einen Motor repariert, oder die Köchin, die aus einfachen Zutaten ein Meisterwerk zaubert, zeigt uns das „Gewusst-wie“. Ihr Wissen beruht nicht nur auf Büchern, sondern auf erprobter Praxis. So wie Wissen unseren Blickwinkel erweitert, lehrt es uns auch, bewusst zu handeln – sei es durch das Lösen eines Problems oder durch die Schaffung von Neuem.
Wissen ist auch der Schlüssel zur Selbstreflexion. Je mehr wir lernen, desto mehr erkennen wir, wie wenig wir eigentlich wissen. Dieses Paradox, dass Wissen uns gleichzeitig aufklärt und unsere Unwissenheit offenbart, war schon den Philosophen der Antike bewusst. Sokrates sagte: „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“ Damit brachte er nicht nur Bescheidenheit zum Ausdruck, sondern betonte, wie wichtig es ist, das eigene Wissen ständig zu hinterfragen. Dieses ständige Hinterfragen ist es, was Bewusstsein weckt – ein Bewusstsein für die Komplexität der Welt, für die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung und für unsere eigene Rolle darin.
Doch Wissen allein reicht nicht aus. Es braucht die Bereitschaft, das Erkannte in Handeln umzusetzen. Ein „Gewusst-wie“, das keine Anwendung findet, bleibt unvollständig. Die Fähigkeit, Wissen mit Erfahrung und Reflexion zu verbinden, macht den Unterschied zwischen bloßem Informiertsein und echtem Verstehen. Dabei spielen auch Emotionen eine Rolle, denn Mitgefühl und die Empathie bringen uns dazu ins Handeln zu kommen.
Wissen, das mit Erfahrung und Anwendung verknüpft ist, führt uns schließlich zu einem tieferen Bewusstsein für uns selbst und die Welt. Es schärft unser Verständnis von Verantwortung und zeigt uns, dass wir nicht isoliert leben, sondern Teil eines größeren Ganzen sind. In einer Welt, die von Informationen überflutet ist, ist es wichtiger denn je, Wissen bewusst zu nutzen – nicht nur, um zu verstehen, sondern auch, um klug zu handeln.
Wissen weckt Bewusstsein, weil es uns nicht nur zeigt, was ist, sondern auch, was sein könnte. Es ist ein dynamisches Zusammenspiel aus Erfahrung, Verstehen und der Fähigkeit, Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Wissen ist der Schlüssel zu einem bewussteren Leben, und in diesem Bewusstsein liegt die Möglichkeit, die Welt aktiv zu gestalten – für uns selbst, für unsere Familien und auch für die Gesellschaft in der Gegenwart und für die Zukunft.
Dr. Walter Karban
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